Geschichte des Kleingartenwesens in Deutschland in Kürze

Der Kleingärtnerverein Nappenfeld e.V. feiert in diesem Jahr sein 57-Jähriges Bestehen. Da die Kleingartenbewegung eine bis in die Anfänge des vorletzten Jahrhunderts zurückgehende Geschichte aufweist, sei an dieser Stelle ein kleiner Rückblick gestattet.

 

Die wachsenden sozialen Probleme zu Beginn des 19. Jahrhunderts führten zu der Frage, wie die  konkreten Lebensverhältnisse weiter Bevölkerungsgruppen zu verbessern seien. In Kiel wurden demzufolge 1830 die ersten "Armengärten" eingerichtet. Der Garten sollte dem Arbeiter ein Ort der Regeneration sein und letztenendes ihm und seiner Familie die Versorgung mit den notwendigen Grundnahrungsmitteln ermöglichen.

 

Ungefähr 30 Jahr später entstand nach der Idee des Leipziger Arztes und Reformpädagogen Daniel Gottlieb Schreber (1808-1861) die nach ihm benannten Gärten. Die Schrebergärten waren ursprünglich auch als Beschäftigungstherapie für Arbeiterkinder gedacht.

Da die jüngere Bevölkerung damals nicht den nötigen Durchhaltewillen bei Hege und Pflege der Gärten bewies, fiel diese Aufgabe bald den Eltern zu. Die Mütter und Väter parzellierten sehr schnell die Gärten, nicht zuletzt um sie vor den eigenen aber auch vor den Kindern der Nachbarn zu schützen. Die Schrebergartenidee verbreitete sich vor allem im Ruhrgebiet, sowie in Berlin und so entstanden auch dort zahlreiche Laubenpieperkolonien als neue Zentren der Kleingartenbewegung. Langsam begannen sich die gärtnernden Arbeiter zu etablieren. Schon 1869 wurde das Vereinshaus des Leipziger "KGV Dr. Schreber" fertiggestellt.

 

Im Jahre 1921 schlossen sich die deutschen Kleingärtner zum Reichsverband der Kleingartenvereine zusammen und 1926 wurde in Luxemburg die erste
internationale Kleingärtnerorganisation ins Leben gerufen. Dass die Nationalsozialisten die Gartenidee sinnentstellend aufgriffen (Ideologie vom
deutschen Boden) soll lediglich der Vollständigkeit halber und nur am Rande
erwähnt werden.

Nach dem 2.Weltkrieg setzte sich die Kleingartenbewegung fort. Anfangs wurden einige Lauben aufgrund der allgemeinen Not und wegen fehlenden Wohnraumes für viele Menschen eine erste Bleibe.

 

Im einstigen Westdeutschland gab es über 500.000 organisierte Kleingärtner sowie rund 100.000 "Autonome", die z.B. an den Schienenwegen und in „Gleisdreiecken“ der Deutschen Bahn ihre Gärten pflegten. Auch in der
damaligen "DDR" existierte eine intensive Kleingarten-Entwicklungspolitik.
Heute vertritt der Dachverband der Kleingärtner, der Bundesverband Deutscher
Gartenfreunde e.V., 20 Landesverbände mit insgesamt 15.000 Vereinen. In den
Vereinen sind rund eine Million Kleingärtner organisiert.

 

Bei allen Vorbehalten gegenüber dem Kleingartenwesen "(z. B. Vereinsmeierei)", bleibt es dennoch ein wesentlicher und somit bedeutender Bestandteil der modernen Kultur- und Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland